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Die weitaus meisten Auftraggeber*innen wissen recht genau, was sie beauftragen möchten, wenn sie sich bei einer Mediatorin melden. Doch gar nicht wenige sind noch unsicher, was das beste Vorgehen bei einer Konfliktlage in einer Organisation sein könnte – klar ist nur, es soll etwas geschehen. Unterstützung ist benötigt. Aber welche am besten?

Die Frage nach der Dauer einer Mediation interessiert aus zwei Perspektiven. Auf der Hand liegt die Perspektive der potentiellen Mediationsparteien: Um mich gut informiert entscheiden zu können, ob Mediation für die Klärung meines Konflikts in Frage kommt, möchte ich wissen, wie das Verfahren abläuft, auf was ich mich inhaltlich, vom Verfahren her und natürlich in zeitlicher Hinsicht einstellen muss. Im Windschatten dieser Frage steht zugleich oft das berechtigte Interesse, einen ersten Hinweis auf die mutmaßlichen Kosten einer Mediation zu erhalten – die ebenfalls ein wichtiges Entscheidungskriterium für oder gegen eine Mediation darstellen können (die Frage „Was kostet eine Mediation?“ hat allerdings mindestens einen eigenen Blogbeitrag verdient).

„Und ich bin nicht der einzige, dem das auffällt…“ „Die anderen sehen das genauso...“, „Alle sind davon genervt…“. So oder so ähnlich höre ich in Mediationen sehr oft, wie Konfliktparteien ihre Ansichten oder Wahrnehmungen untermauern. Meine Meinung wird von mehreren getragen; ich stehe hier nicht alleine! So nachvollziehbar dieses Manöver auch sein mag, so wenig trägt es zu einer guten Lösung bei. Eine bestimmte Meinung oder Sichtweise wird aus mediativer Sicht nicht deswegen „richtiger“, weil sie von vielen geteilt wird; der Wahrheitsgehalt nicht höher, weil man sich auf andere Gleichgesinnte beziehen kann. In Mediationen wird nach gemeinsamen Lösungen gesucht, die die Bedürfnisse und Interessen aller berücksichtigen.

Wie in meinem Beitrag Online-Moderation in Zeiten von Corona vorgestellt, unterscheide ich drei Aufgaben einer Online-Beratung bzw. Moderation, die durch Online-Werkzeuge technisch unterstützt werden können:

  1. Die Kommunikation zwischen den Beteiligten
  2. Die Visualisierung von Inhalten
  3. Die Beteiligung der Teilnehmenden

Mit dem Ankommen der Corona-Krise in Deutschland, sind mir, ähnlich wie vielen meiner Kolleginnen, die Aufträge für das laufende Jahr weggebrochen. Innerhalb von vier Tagen hagelte es eine Absage nach der anderen. Nachdem der erste Schock überwunden ist, sortiert sich die Lage neu. Erste Aufträge für Online-Moderationen trudeln ein, auch wenn diese rein vom Umfang her weit davon entfernt sind, die weggebrochenen Aufträge zu ersetzen. Zugleich habe ich mich intensiv mit meinen Kolleginnen über die Situation ausgetauscht. Ein willkommener Anlass, hier im Blog eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen.

Ohne diesen Virus wäre ich vermutlich nie auf die Idee gekommen, online Konfliktbearbeitung anzubieten. Wenn ich mit den Beteiligten in einem Raum sitze, so höre und sehe ich die Konfliktparteien nicht nur, sondern spüre sie auch. Und nicht zu unterschätzen: Sie spüren sich ebenfalls. Häufig erinnere ich mich bei Mediationen an den emotionalen Wendepunkt: Den Moment, in dem sich geradezu magisch die Atmosphäre im Raum verändert, die Beteiligten sich wieder füreinander öffnen und feststellen, dass nicht der*die andere das Problem ist, sondern sie schlicht gemeinsam gravierende Probleme haben. Mir fehlt offen gestanden auch heute noch die Fantasie, wie das bitte online gehen soll.

"Gut, dass Sie da sind. Ich will wirklich nichts mehr mit diesem Konflikt zu tun haben!", begrüßte mich ein Personalentwickler bei der Auftragsklärung. So nachvollziehbar der Wunsch ist, die Lösung eines Konfliktes an einen Mediator und die Konfliktbeteiligten zu delegieren, so entbindet er die Verantwortlichen nicht davon, den Prozess weiterhin zu begleiten. Als Mediator bin ich auf ihre Unterstützung angewiesen, ohne diese fehlt ein wichtiger Gelingensfaktor.

Gerade bin ich wieder über einen der typischen Fallstricke gestolpert, die meine Arbeit als selbstständiger Coach und Mediator so mit sich bringt. Zu Beginn vieler meiner Aufträge steht eine Empfehlung. Manchmal über viele Ecken, so dass ich sie schwer oder nicht zurückverfolgen kann, manchmal von einer direkten Kollegin, einem Bekannten oder Verwandten. Dann gilt es zu klären und abzuwägen, ob ich selbst nicht befangen bin und die Klienten sich die Arbeit mit mir als Coach oder Mediator vorstellen können.

In Fortführung von Kirstens Beitrag „Mehr als ein (Einzel-) Vorgespräch: Ja oder nein?…“ wurde mir klar, dass mein Ausgangspunkt bezüglich Einzelgesprächen ein anderer ist. Gelernt habe ich bei meiner Ausbildung zur Konfliktmoderatorin (NaviKon®) als Grundregel, immer mit allen am Konflikt Beteiligten Einzelgespräche zu führen. Nach der Auftragsklärung sollen Gespräche mit allen Teilnehmern stattfinden, um anschließend eine Rückspiegelung an den Auftraggeber vorzunehmen, damit der im Vorfeld besprochene  Auftrag bei Bedarf verändert oder angepasst werden kann. Diese Prozessschritte dienen der Konfliktanalyse der Mediatorin und geben vor allem auch die Möglichkeit, frühzeitig den Auftrag in Berücksichtigung aller Konfliktbeteiligten formulieren zu können. Die Vertraulichkeit wird bei der Rückspiegelung dadurch gesichert, dass keine inhaltliche Wiedergabe der Gespräche, sondern ein übergeordnetes thematisches Feedback gegeben wird.

Ein typischer Moment meiner Arbeit: Irritiert halte ich kurz inne. Irgendetwas passt nicht so zusammen, wie ich es mir vorgestellt habe. Wenn es mir gelingt, versuche ich solchen Irritationen nachzuspüren. Denn oft verweisen sie auf kleine Stolperfallen meiner Arbeit. Das gelingt mir mal besser (siehe mein Beitrag zur Auftragsklärung), mal weniger gut.

Neulich erhielt ich eine Anfrage für die Moderation einer Veranstaltung. Auftraggeber war ein Kunde, für den ich bereits öfters gearbeitet hatte.

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