Die Eigenverantwortung von Konfliktparteien – Keine Mediation ohne Auftrag!

26. Februar 2017, geschrieben von 

Das Telefon klingelt. Eine Arzthelferin meldet sich und schildert mir den Konflikt zwischen ihren Kolleginnen und den beiden Ärzten der Praxis. Hochproblematisch sei das Verhalten ihrer Chefs, vor allem das von Herrn Müller. Darunter hätten sie alle zu leiden. Sie hätten bereits mit Herrn Virchow, dem zweiten Arzt, gesprochen, der aber habe mit Unverständnis reagiert und wolle es sich mit seinem Kollegen wohl auch nicht verscherzen. Sie sei vom Team nun ausgewählt worden, um hier was zu unternehmen. Das Team sei bereit, konstruktiv mit den beiden zu sprechen, und man habe hier an eine Mediation gedacht, da Herr Müller so schwierig im Umgang sei.

So weit, so gut. Eine Mediation ist hier für mich gut vorstellbar. Als ich im weiteren Verlauf Frau Seibel, die Arzthelferin, bitte, mit ihren Vorgesetzten zu sprechen und zu fragen, ob sie zu einer Mediation bereit wären, verneint sie dieses. Deswegen würde sie ja gerade mich anfragen.

Mediation als Verfahren unterstützt die Konfliktparteien, ihre Konflikte selbstverantwortlich zu lösen. Oder anders ausgedrückt: Keine Konfliktlösung ohne die Bereitschaft und das Bemühen der Konfliktparteien. In der Auftragsklärung wird diese Grundhaltung zuweilen auf die Probe gestellt. Ich möchte die Vorgesetzten weder überreden an der Mediation teilzunehmen (schließlich habe ich als Selbständiger auch ein eigenes Interesse an Aufträgen), noch will ich die Hierarchie übergehen und mich zu Beginn in die internen Konflikte verwickeln lassen: "Wer darf hier eigentlich wem sagen, wann und wie ein Konflikt geklärt werden soll/muss?"

Also heißt meine Antwort auch in diesem Falle: "Das müssen Sie und Ihre Kolleginnen Ihren Chefs schon selbst vorschlagen." Es ist zugleich ein erster kleiner Schritt der Beteiligten, die Lösung des Konflikts selbst anzugehen.

Letzte Änderung am 15. Januar 2019
Sascha Kilburg

… ist mit Kilburg Consulting selbstständig und als Coach, Teamentwickler und Mediator unterwegs. Menschen im Dialog zu begleiten, denen inner- und zwischenmenschlichen Herausforderungen bei der Bewältigung von beruflichen Aufgaben im Wege stehen, spiegelt sein Selbstverständnis wider. Er mag es, seine Arbeit einem kritischen Blick zu unterwerfen, Neues zu erlernen und Erlerntes zu teilen. Als Autor von Fachartikeln und E-Learning-Trainings beschäftigt er sich mit den Themen Kommunikation, Beratung und Mediation. In seinen 10 Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Hamburg lag sein Forschungsschwerpunkt auf der Vermittlung von Kommunikation und Beratung - digital wie analog.

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