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Die Frage nach der Dauer einer Mediation interessiert aus zwei Perspektiven. Auf der Hand liegt die Perspektive der potentiellen Mediationsparteien: Um mich gut informiert entscheiden zu können, ob Mediation für die Klärung meines Konflikts in Frage kommt, möchte ich wissen, wie das Verfahren abläuft, auf was ich mich inhaltlich, vom Verfahren her und natürlich in zeitlicher Hinsicht einstellen muss. Im Windschatten dieser Frage steht zugleich oft das berechtigte Interesse, einen ersten Hinweis auf die mutmaßlichen Kosten einer Mediation zu erhalten – die ebenfalls ein wichtiges Entscheidungskriterium für oder gegen eine Mediation darstellen können (die Frage „Was kostet eine Mediation?“ hat allerdings mindestens einen eigenen Blogbeitrag verdient).

Unter der Überschrift „Wen schaue ich an? Der Blick in Online-Mediationen“ reflektiert der schottische Mediator Charlie Irvine sehr anschaulich, welch bedeutende Rolle der Blick des Mediators in Präsenz-Mediationen (insbesondere mit vielen Beteiligten) hat – und wie anders das Schauen und Anschauen in Online-Mediationen funktioniert. Seine Überlegungen haben mich angeregt, meine eigene Praxis in Online-Mediationen – die wie bei so vielen Kolleginnen und Kollegen wirklich rein pandemiebedingt entstanden und dann zügig beträchtlich gewachsen ist – unter diesem Gesichtspunkt Revue passieren zu lassen.

Manche Fragen sind in der Mediationslandschaft echte Dauerbrenner und werden kontinuierlich kontrovers und engagiert diskutiert – es geht dabei in der Regel um grundlegende Prinzipien, Haltung und Handwerkszeug zugleich. Ein solcher Klassiker ist zum Beispiel die Frage, wie ich als Mediatorin damit umgehe, wenn zwischen den Beteiligten offenkundig ein klares Machtungleichgewicht besteht. In welcher Verantwortung sehe ich mich dann, welches methodische Repertoire steht mir zur Verfügung? Dazu passen etwa die Beiträge von Alexander Redlich in diesem Blog über seine Haltung im Umgang mit Situationen in Gruppenkonflikten, in denen es heißt: „Alle gegen einen!“

„Wo findet die Mediation statt?“ Nicht immer gibt es bei dieser Frage viel Gestaltungsspielraum – etwa, weil klar ist, dass die Mediation in den (begrenzten) Räumen der Mediationsparteien stattfinden soll. Sei es, um mit kurzen Wegen Zeit und Aufwand zu sparen. Sei es, weil keine finanziellen Mittel für die Anmietung eines externen Raumes zur Verfügung stehen.

Dann übt man sich als Mediatorin in der Kunst der Improvisation und macht das Beste aus den Gegebenheiten. Erste Pflicht in solchen Situationen: Rechtzeitig vorher vor Ort sein!

In Fortführung meiner Gedanken zum Umgang mit asymmetrischen Konflikten bei der Bearbeitung von Intragruppenkonflikten "Alle gegen einen!" - Knifflige Verfahrensfragen in der Mediation" möchte ich meine eigene Haltung dazu beschreiben – und wie sich diese über die Jahre verändert hat.