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Nach einem Konflikt den Groll wirklich loszulassen, den Resetknopf zu drücken und einen Neubeginn zu wagen, den Kolleg*innen eine neue Chance zu geben – all das ist so manches Mal leichter gesagt als getan. Rituale können dabei unterstützen, diesen Schritt zu vollziehen.

Mediationen mit Familienmitgliedern mache ich nicht oft, aber immer wieder gerne. Ich glaube, die Verbindungen zu unserer Familie gehören zu den emotional tiefsten und damit auch zu den schönsten wie schmerzhaftesten menschlichen Verbindungen, die wir eingehen. Da ich aber nicht als Familienmediatorin ausgebildet bin, sind die familiären Konflikte, die bei mir landen, meist an ein anderes Thema geknüpft, etwa die Unterstützung bei der Berufswahl der erwachsenen Kinder oder die Zusammenarbeit von Familienmitgliedern im beruflichen Kontext.

…es ist so eine Sache mit den Gefühlen in Mediationen. Immer wieder spüre ich bei den Medianten eine gewisse Unsicherheit, wenn es um Gefühle geht. Gerade zu Anfang mancher Mediationsprozesse höre ich von Medianten Sätze wie „Aber wir wollen doch hier sachlich bleiben“ oder „Aber es soll ja nicht privat werden“. In der Begrüßungsrunde wird manchmal angekündigt: „Ich habe mir fest vorgenommen, nicht zu weinen/nicht laut zu werden“. Oder es kommt, mittendrin unter Tränen, der Satz „Aber ich wollte doch nicht weinen!“. Genau so passiert es manchmal am Ende, dass jemand auf mich zukommt und sich dafür bedankt, dass es so gut geklappt hat, „auch wenn ich ja doch die Kontrolle verloren habe“. Sowohl die Tränen als auch die Wutausbrüche werden oft von einer Entschuldigung begleitet. Noch nie hat sich aber jemand bei mir dafür entschuldigt, dass er oder sie während der Mediation zu lieb oder zu freundlich war. Wir versuchen anscheinend, unsere starken Gefühle zu verbergen und zu kontrollieren; und wenn es uns nicht gelingt, entschuldigen wir uns.